Der Euroschlüssel hilft auch Stomaträgern

Ohne lange Erklärungen und Nachfragen selbständig und auch kostenlos eine öffentliche Behindertentoilette nutzen: das kann man seit mehr als dreißig Jahren mit dem Euroschlüssel. In Deutschland lassen sich damit zahllose behindertengerechte Toiletten öffnen. Und in dieser Zeit haben schätzungsweise um die 300.000 Berechtigte den Euroschlüssel erhalten.

1986 hatte der Selbsthilfeverein „Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung e.V.“ (kurz: CBF) die fabelhafte Idee zu diesem Schlüsselsystem und setzte sie ausgesprochen erfolgreich um. Ausgehend von den besonderen Erfordernissen von Rollstuhlfahrern schuf der gemeinnützige Verein dieses einheitliche Schließsystem für alle, die auf die Benutzung einer öffentlichen Behindertentoilette angewiesen sind. Ein einziger passender Schlüssel für zahlreiche Behindertentoiletten vielerorts.

Natürlich funktioniert der Schlüssel nur in den Toilettenanlagen, die behindertengerecht sind und deren Errichter und Betreiber sich auch diesem System angeschlossen haben. Durch jahrelange unermüdliche Überzeugungsarbeit schaffte es der CBF – und namentlich sein Vereinsmitglied Frau Hannelore Hofmann – in den Anfangsjahren des Euroschlüssels zunächst die Autobahnverwaltung und Raststättenbetreiber in der Bundesrepublik von der Idee zu überzeugen. Danach führten auch viele bundesdeutsche Stadtverwaltungen das System ein. In Deutschland finden sich heute Euroschlüssel-Toiletten auch in vielen Bahnhöfen, Fußgängerzonen, Museen oder Behörden größerer Städte.

Der Euroschlüssel würde seinem Namen nicht gerecht, wenn er nicht auch außerhalb Deutschlands genutzt werden könnte. Als weitere Länder haben sich Österreich und die Schweiz dem System angeschlossen. Am weitesten entfernt sind die Euroschlüssel-Toiletten auf Teneriffa. Insgesamt lassen sich mit dem Euroschlüssel außerhalb Deutschlands rund 2.000 behindertengeeignete Toiletten nutzen. Sie sind aufgelistet in dem Toilettenverzeichnis „Der Locus“, das auch vom CBF Darmstadt herausgegeben wird. Für Deutschland listet dieses Verzeichnis nach Ortsnamen sortiert mehr als 10.000 Behindertentoiletten auf und gibt dabei an, welche von ihnen mit dem Euroschlüssel zu nutzen sind. Manche Städte haben da einen großen Nachholbedarf, in anderen Städten ist der Euroschlüssel bei Behindertentoiletten fast die Regel.

Wo bekommt man den Euroschlüssel?

Behinderte Menschen erhalten den Euroschlüssel direkt vom CBF Darmstadt zum Selbstkostenpreis von € 23,00. Dazu muss man einen Berechtigungsnachweis an den Verein schicken. Das ist eine beidseitige Kopie seines Schwerbehindertenausweises, wenn er das Merkzeichen aG, B, H oder BL hat oder ab Grad der Behinderung 70 das Merkzeichen G.

Als Stomaträger können Sie den Euroschlüssel auch erhalten, wenn Sie keinen Schwerbehindertenausweis besitzen. Dann reicht ein ärztliches Attest oder der Krankenhausbericht aus. Dasselbe gilt auch für Menschen mit Multipler Sklerose oder chronischer Blasen- oder Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Das Toilettenverzeichnis „Der Locus“ in der aktuellen Ausgabe von 2017 hat 586 Seiten und kostet € 8,00. Es kann auch in jeder Buchhandlung bestellt werden. Der CBF bietet den Euroschlüssel und das Toilettenverzeichnis „Der Locus“ zusammen zum günstigen Paketpreis von € 30,00 an:

CBF Darmstadt e.V.
Pallaswiesenstr. 123a
64293 Darmstadt
Telefon: 06151 – 81 22 0
cbf-da.de