„Seit ich mein Stoma trage, habe ich wieder angefangen zu leben“

Tamara Lammers ist 51 Jahre alt, hat Morbus Crohn und lebt seit 24 Jahren mit einem künstlichen Darmausgang. In ihrem „Notausgang“ erzählt sie von ihrem Alltag. Seit 2005 betreibt sie außerdem den Online-Shop „Stoma na und“. Uns erzählt sie, warum sie heute für ihr Stoma dankbar ist.

© Tamara Lammers / www.stoma-na-und.de
© Tamara Lammers / www.stoma-na-und.de

Redaktion: Frau Lammers, mit 15 erhielten Sie die Diagnose Morbus Crohn. Wusste Sie damals, was eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung ist?

Tamara Lammers: Nein. Nach sieben Wochen in der Klinik sagten die Ärzte nur zu mir: „Sie dürfen jetzt nach Hause – Sie haben Morbus Crohn.“ Das war ein Schlag ins Gesicht. Durch Zufall bin ich dann auf die Deutsche Morbus Crohn / Colitis Ulcerosa Vereinigung (DCCV) aufmerksam geworden. Dort erfuhr ich, welche Behandlungsmöglichkeiten es eigentlich gibt und wie ich in Deutschland Ärzte finde, die sich mit diesen Erkrankungen auskennen. Vor allem erkannte ich, dass ich mit der Krankheit nicht allein bin.

Wie fühlten Sie sich, als Ihr Arzt Ihnen zu einem künstlichen Darmausgang riet?

Ich wollte nie ein Stoma, aber ich hatte keine andere Wahl. 13 Jahre lang hatte ich ständig Schmerzen, rekto-vaginale Fisteln und verlor enorm an Gewicht. Als der Arzt mir dann erklärte, was ein Stoma genau bedeutet, war das ein Lichtblick.

Wie hat das Stoma Ihr Leben verändert?

Ich konnte endlich auf Reisen gehen und nachholen, was ich in den letzten Jahren versäumt hatte. Seit ich mein Stoma trage, ist auch mein Morbus Crohn weg und ich habe tatsächlich wieder angefangen zu leben. Ganz intensiv.

Seit 2005 betreiben Sie Ihren Online-Shop Stoma na und. Die Bandagen, Gürtel und Bademoden, die Sie dort für Menschen mit Stoma anbieten, sind allesamt von Ihnen entwickelt worden. Selbst Unterwäsche ist kein Tabu.

Als Stomaträger muss man sich erst einmal trauen können, sich zu entkleiden. Den Beutel offen zu zeigen, ist für viele jedoch nach wie vor eine große Hemmschwelle, auch in der Partnerschaft. Mit meinen Bandagen lässt sich der Stoma gekonnt verstecken. Mittlerweile bieten wir 18 unterschiedliche Produkte an.

Und jedes träg den Namen eines australischen Beuteltieres.

Richtig – so wie auch Ihr Firmenlogo. Viele Stomaträger sagen ja: „Ich bin ein Beuteltier“.

Frau Lammers, FOR LIFE dankt Ihnen für das Gespräch.

Autor: Andreas Maydorn
Lesen Sie das vollständige Interview im FOR LIFE Kurier Sommer 2016.